Parkour – Trainingsformen zu den Erscheinungsformen

Sich selbst realistisch einschätzen und situationsangepasst agieren

Diese Erscheinungsform zeigt sich immer dann, wenn ein Parkour-Move erfolgreich war. Sie beschreibt die Fähigkeit, seinen eigenen Körper realistisch (also wahrheitsgetreu) einzuschätzen und dementsprechend zu handeln. Da man im Parkour immer wieder auf neue Challenges in neuen Settings stösst, muss die Parkouristin oder der Parkourist ihre/seine Reflexion an die Situation und an die Umgebung anpassen. Nur durch diesen stetigen Prozess kann sie oder er die eigene Einschätzung verbessern.

Parkour – Trainingsformen zu den Erscheinungsformen: Sich selbst realistisch einschätzen und situationsangepasst agieren
Foto: Ludovic Vergères

Unter dieser Erscheinungsform lernst du viele wertvolle Techniken kennen, die deinen Einschätzungsprozess unterstützen. Auch korrektes Hinfallen und Auffangen sind eine situationsangepasste Reflexion.

Weitere Trainingsformen F2/F3


Fake it until you make it (F2)

Sich realistisch einschätzenkönnen.

Die Teilnehmenden suchen sich einen Sprung aus, den sie ausführen wollen. Sie nutzen verschiedene Möglichkeiten, um diesen zu erleichtern. Indem ihr die Distanz misst und den Sprung in einer sicheren Umgebung ausführt, können sie ihn simulieren und üben. Danach führen sie den ursprünglichen Sprung mit mehr Selbstvertrauen und Sicherheit aus.

Variationen

  • Einen schwierigen Sprung aussuchen lassen, den die Teilnehmenden laut eigener Einschätzung nicht schaffen würden; danach erneut abschätzen, ob der Sprung möglich wäre (+)
  • Einfache Challenges aussuchen, Prozess «Fake it until you make it» trainieren (−)

Weitere Kategorien: Risikomanagement, eigene Grenzen kennenlernen


Vorstellungskraft (F3)

Situationen visualisieren.

Diese Übung kannst du auf mehreren Ebenen ausführen. Ziel ist es, die Visualisierung der Umwelt oder der eigenen Bewegungen so nah wie möglich an die Realität heranzuführen. Zum einen kann dies an Oberflächen geschehen. Die Teilnehmenden sehen sich an einem Spot verschiedene Oberflächen an und versuchen sich – ohne sie anzufassen – vorzustellen, wie gut deren Grip ist. Anschliessend testen sie aus und vergleichen. Zum anderen kannst du Situationen visualisieren. So stellen sich die Parkouristinnen und Parkouristen bei einem Sprung vor, was alles (Gewöhnliches) in der Umwelt passieren könnte. So können beispielsweise Personen vorbeilaufen, Töne erklingen, jemand ruft einem zu, Licht fällt speziell ein und weiteres. Ziel ist es, dass die Parkouristinnen und Parkouristen möglichst alle Störfaktoren berücksichtigen, damit sie beim Springen nicht überrascht werden.

Helfen und sichern: Du hilfst den Parkourist/innen, indem du die Störfaktoren minimierst und offensichtlich machst. Setz den Fokus bei der Visualisierung auf einzelne Aspekte wie etwa, welche Geräusche erklingen könnten. Komm mit den Teilnehmenden ins Gespräch und frag etwa, ob das Licht passt oder ob Fussgänger/innen die Challenge stören könnten.

Tipps und Tricks: Für junge Teilnehmende ist es eher schwierig, sich die Situation und alle Umstände realistisch vorzustellen. Ermutige sie, eine Challenge anzugehen und herauszufinden, was die Störfaktoren sind. Dies vereinfacht das anschliessende Visualisieren.


Selbstbeobachtung

Bevor die Kinder und Jugendlichen einen Sprung wagen, sollen sie zuerst ihren aktuellen Zustand wahrnehmen. Sie versichern sich, dass Kopf und Körper bereit sind, indem sie auf Stresssymptome achten. Das können zum Beispiel verschwitzte Hände, ein erhöhter Puls oder intensives Atmen sein. Riskante Sprünge sollten sie nur ausführen, wenn sie dazu bereit sind. Sonst können sie die Kontrolle verlieren. Ein klares Visualisieren sowie tiefes Ein- und Ausatmen helfen, sich zu konzentrieren und zu beruhigen.

Helfen und sichern: Du kannst die aktuelle Situation in einen Kontext setzen, indem du Fragen stellst wie «Was hast du heute alles gemacht?» oder «War etwas speziell heute?». Geh anschliessend mit Fragen wie «Wie geht es dir heute?» oder «Fühlst du dich gestresster oder entspannter als sonst?» auf den Gemütszustand der Teilnehmenden ein. So findest du mit ihnen heraus, ob sie mental und physisch bereit sind.

Tipps und Tricks: Die Teilnehmenden können die Übung «Von Kopf bis Fuss» ausführen. Bei dieser Übung schliessen sie die Augen (Reizminimierung) und scannen ihren Körper. Sie richten dabei den Fokus auf den Kopf, danach auf die Schultern, auf die Ellenbogen und so weiter. So finden sie heraus, ob bei einer Körperpartie etwas ungewöhnlich ist.