Begriffsklärung
Der Entscheid, mit «Lernhilfen» (hier Partner- und Gerätehilfen) zu unterrichten, ist ein Entscheid gegen den Grundsatz «trial and error». Mit vorgegebenen Lehr-/ Lernarrangements steuern wir den Unterrichtsverlauf und schliessen die Suche der Lernenden nach eigenen Lösungswegen weitgehend aus.
Eine Lernhilfe ist ein methodisches Element innerhalb eines Lehr-/Lernarrangements, das einen Lernprozess im Sinne der Beteiligten zeitlich verkürzen, bzw. vereinfachen soll. Wir bevorzugen den Begriff Lehr-/Lernarrangement anstelle des Begriffs «methodische Übungsreihe», da er weniger mit einer starren Übungsabfolge assoziiert wird.
Wir beschränken uns auf zwei wichtige Lernhilfetypen: die «Partnerhilfe» und die Gerätehilfe». Weitere Lernhilfen sind beispielsweise statische und dynamische Instruktionsbilder, Rückmeldungen durch Beobachtende und Rhythmisierungshilfen.
Partnerhilfe
Die Partnerhilfe wird von Lehrenden und/oder Lernpartnern realisiert, die «physisch» in den Bewegungsablauf eingreifen. Die Hilfestellung durch einen (kompetenten) Partner ist extrem variabel. Sie kann ohne Umstellen von Übungsanlagen unmittelbar angepasst werden
Abb. 1: Stützüberschlag: Die Hilfe trägt die turnende Person.
Abb. 2: Rückenrolle sw: Die Hilfe stabilisiert unten und verhindert ein allfälliges Abstürzen kopfwärts
von oben.
Abb. 3: Wandsalto rw: Die Hilfe unterstützt die Bewegungsausführung soviel wie notwendig.
Gerätehilfe
Ein Hilfsgerät ist im weitesten Sinn eine «bauliche Massnahme» und Teil einer Übungsanlage.
Wann ist ein Gerät ein Hilfsgerät oder eine Übungsanlage eine Gerätehilfe? Wenn auf die Zielbewegung «Rücken-Rolle sw.» hingearbeitet wird, erhält die Aufgabe in Abb. 4 die Bedeutung einer Vorübung, da damit erleichternde Bedingungen geschaffen werden. Der Kasten erfüllt in diesem Kontext die Funktion eines Hilfsgeräts, bzw. einer Gerätehilfe.
Auf der anderen Seite können Vorübungen aus dem Leistungssport im Rahmen des Schulsports als eigenständige Zielaufgaben definiert werden. Im Kunstturnen wird für das Erwerben des Flick-Flacks (Stützüberschlag rw.) das Trampolin als Gerätehilfe eingesetzt (siehe Abb. 5). Im Schulsport ist die Zielbewegung auf dem Boden oder einem Balken ausgeführt für die Mehrheit der Lernenden unerreichbar.
Wird jedoch der Flick-Flack auf dem Trampolin zum Lernziel, verliert das Trampolin die Bedeutung eines Hilfsgeräts und das Erlernen der Fertigkeit wird auch in der Schule für eine grössere Anzahl Lernende machbar. Wird dieser Aspekt in die Unterrichtsplanung einbezogen, erweitert sich das potenzielle Fertigkeitsrepertoire für den Unterricht.
Abb. 4: Der Kasten ersetzt in der Anfangsphase den instabileren Partner.
Abb. 5: Die Schaukelringe dienen als Aufstiegs- und Gleichgewichtshilfe.
Abb. 6: Durch die Elastizität des Trampolins wird die Bewegungsausführung erleichtert
Einschätzung der Lernenden
Unsere Beobachtung im Zusammenhang mit dem Wahrnehmen und Deuten einer Aufgabe bzw. einer eigenen Bewegungsausführung: Lernende schätzen im Allgemeinen ihre Eigenleistung bei einer Bewegungsausführung mit Gerätehilfe höher ein als bei einer Bewegungsausführung mit Hilfe durch einen Partner.