Ein lernaufgabenzentriertes Lehr-Lern-Modell
Lernaufgaben sind eingebettet in einen dialogischen Lehr-Lern-Prozess und strukturieren zugleich die Unterrichtsphasen. Das folgende Modell verdeutlicht, dass Lehrende und Lernende in diesem Prozess verschiedene Rollen wahrnehmen und ihr diesbezügliches Handeln durch Lernaufgaben eng verzahnt ist.
Selbstgesteuertes Handeln in attraktiver Lernumgebung
Im Bewegungs- und Sportunterricht (wie auch in den anderen Schulfächern) bilden aktivierende und anspruchsvolle Lernaufgaben die Grundlage lernförderlicher Situationen und des individuellen Kompetenzerwerbs. Gute Lernaufgaben stehen in unserem idealtypischen Modell (Abb. 1) deshalb im Zentrum des interaktiven Lehr-Lern-Prozesses. Die Lehr- und Lernaktivitäten sind jeweils in den Aussenkreisen dargestellt und in drei parallel verlaufende Phasen unterteilt, deren Übergange fliessend sind.
Um die Eigentätigkeit und Kreativität der Kinder zu fördern, soll die Bearbeitung von Lernaufgaben dabei möglichst selbständig (allein, in Partnerarbeit oder in Kleingruppen) erfolgen und entsprechend Raum für unterschiedliche Lösungswege bieten. Zudem ist bezugnehmend zum didaktischen Grundprinzip «Lachen, Lernen, Leisten» (Dössegger & Varisco, 2010) darauf zu achten, dass Schülerinnen und Schüler nicht nur ihre Bewegungskompetenz erweitern, den Köper vielfältig und gesundheitswirksam belasten, sondern durch individuelle und gemeinsame Bewegungs- und Erfolgserlebnisse auch motivationale und emotionale Aspekte gefördert werden.
Strukturierung in verschiedene Lehr-Lern-Phasen
Über eine attraktive Grundaufgabe wird der Kontakt zu den Lernenden hergestellt, ihr Interesse geweckt und der Lern- und Problemlösungsprozess sowie die motorische und kognitive Aktivierung initiiert. Diese Einstiegsphase erfolgt im Sinne des entdeckenden Lernens: Die Kinder erkunden die Lernmaterialien und erproben erste Ideen und Lösungsansätze. In der anschliessenden Erarbeitungsphase bearbeiten die Lernenden den Lerngegenstand weiter und verknüpfen ihn mit ihrem bestehenden Wissen und Können. Dabei werden sie von der Lehrperson beobachtet, begleitet und durch gezielte Reflexionsfragen zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung angeregt.
So werden vor allem auch Möglichkeiten eröffnet, dass Lernende ihre Gedanken und Lösungsstrategien untereinander teilen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken können. Dies unterstützt die Lernenden bei der Interpretation und Einordnung ihres Lernprozesses und -produkts sowie in ihrer Selbsteinschätzung. Abschliessend festigen die Kinder das Gelernte, mit dem Ziel, ihr erworbenes, anwendungsbezogenes Wissen und Können in neuen Handlungssituationen nutzen und weiterentwickeln zu können (Gogoll, 2022).
Neues Online-Lernaufgabentool für den Zyklus 1
Um Lehrpersonen in der Umsetzung von stufengerechten Lernaufgaben im Bewegungs- und Sportunterricht zu unterstützen, wurden in einem Hochschulübergreifenden Team (PHZH, PHSZ, EHSM und PHTG) und dank der Unterstützung von Gesundheitsförderung Schweiz und PluSport rund 100 Lernaufgaben für die sechs Kompetenzbereiche des Deutschschweizer Fachlehrplans (D-EDK, 2016) ausgearbeitet (Ferrari et al. 2024). Das frei zugängliche Tool (Lernaufgaben zur Bewegungsförderung in der Kindheit | PHZH) ermöglicht durch eine Filterfunktion die Suche von Lernaufgaben nach Kompetenzbereichen oder Bewegungsgrundformen.