Menschen mit Hörbehinderung im Sport

Sich verhalten

Um ein hörbehindertes Kind im Sport vor Mobbing und Missverständnissen zu schützen, ist Sensibilisierungsarbeit entscheidend. Bereits im Schulsport sollte über verschiedene Behinderungen aufgeklärt werden. Auch Erwachsene im Breitensport benötigen oft Unterstützung, um Barrieren zu überwinden. Im Leistungssport sind klare, visuelle Signale unerlässlich, da Hörhilfen oft nicht erlaubt sind.

Zeichnung: Hörende und nichthörende beim Rugbyspiel. Lehrperson ist Schiedsrichter mit Fahne.

Mit Kindern und Jugendlichen (Schulsport und Vereinsport)

In Kindergruppen ist es sehr wichtig, dass ein hörbehindertes Kind – wenn es das einzige in der Gruppe ist – nicht als erstes eine Übung vormachen muss. Das kann schnell zu Mobbing führen, weil es die Anweisung vielleicht nicht ganz verstanden hat und von den anderen Kindern ausgelacht wird. Dies würde die Entwicklung des Selbstvertrauens stark beeinträchtigen.

Um solche Situationen zu vermeiden, ist es ratsam, bereits im Schulsport über verschiedene Behinderungen aufzuklären und Sensibilisierungsarbeit zu leisten.

Beispiel: Um sich besser in Kinder mit Hörbehinderungen einzufühlen, kann man Gehörschutz und Ohrstöpsel tragen. Das unterdrückt fast alle Geräusche. Es ist sinnvoll, dass nur wenige hörende Kinder auf einmal diese Geräuschunterdrückung erleben. So können sie gleichzeitig nachempfinden was es heisst, in der Minderheit zu sein und Schwierigkeiten bei der Kommunikation zu haben. Wenn alle hörenden Kinder Gehörschutz tragen würden, würden sie zwar die Herausforderung des Nicht-Hörens gemeinsam erleben, jedoch nicht das Gefühl haben, allein zu sein und nichts zu verstehen, während die anderen kommunizieren können.

Weil sich die Kinder noch in der Entwicklung befinden, ist es von Vorteil, solche Erfahrungen früh sammeln können. Das bereitet sie auf einen offenen Umgang mit Menschen mit Behinderungen vor und verhilft ihnen zu einem Verständnis für die Thematik. Denn heute noch sind viele Erwachsene gegenüber Menschen mit Behinderungen unvorbereitet.

Mit Erwachsenen (Breitensport)

In der Regel sind Erwachsene selbstständiger, können bei Bedarf selbst signalisieren, falls sie Erklärungen nicht verstehen. Es gibt aber auch einige, die aus einem Schamgefühl heraus in einer Gruppe nicht reagieren. Dies um nicht aufzufallen. Und um zu vermeiden, dass die anderen denken, dass wegen einer Person mit Hörbehinderung viel Zeit in der Kommunikation verloren geht und die hörbehinderte Person dann im Sportkurs nicht erwünscht ist. Ist also eine Person mit Hörbehinderungen in einem Kurs ist, ist es wichtig, die anderen Teilnehmenden von Anfang an zu informieren und für den richtigen Umgang zu sensibilisieren.

Wenn es sich um regelmässige Sportkurse oder Vereinstrainings handelt, ist es ratsam, eine Sensibilisierungsaktion durchzuführen, bei der einige Personen Gehörschutz und Ohrstöpsel tragen. Das zeigt ihnen auf, wie anstrengend es ist, miteinander zu kommunizieren. Sie werden schnell erkennen, wie wichtig es ist, die Hände zur Kommunikation zu benutzen (siehe Beispiel «Mit Kindern und Jugendlichen»).

Ohne Hilfsmittel im Leistungssport

In allen Sportarten ist es wichtig, dass Trainierinnen und Trainer berücksichtigen, dass Menschen mit Hörbehinderungen im Wettkampf oder Training oft keine Hilfsmittel wie Hörgeräte oder Cochlea-Implantate verwenden wollen bzw. vmüssen. Sie müssen darauf vorbereitet sein, ohne diese Hilfsmittel auszukommen. Diese Hilfsmittel dienen in der Regel dazu, die Kommunikation mit den hörenden Trainerinnen und Trainern zu erleichtern und zum Teil auch das Gleichgewicht zu stabilisieren.

Bei offiziellen Wettkämpfen wie an der Weltmeisterschaft und den Deaflympics, den Olympischen Spielen der Gehörlosen, gelten strenge Richtlinien für Sommer- und Winterwettkämpfe von Menschen mit Hörbehinderungen. Dort ist das Tragen von Hilfsmitteln nicht erlaubt (siehe unten). Sollten Menschen mit Hörbehinderungen Hörgerate oder Cochlea-Implantate vor Wettkampfbeginn tragen, werden sie disqualifiziert. Es ist daher unerlässlich, dass Trainerinnen und Trainer effektive Kommunikationstechniken beherrschen, die ohne diese Hilfsmittel auskommen und eine klare Verständigung sicherstellen.

Das International Committee of Sports for the Deaf (ICSD) beschreibt die Richtlinien für Hörgeräte und Cochlea-Implantate wie folgt:

  • «Es ist strengstens verboten, dass ein Teilnehmer während des Aufwärmens und des Wettkampfs innerhalb der Sperrzone Hörgeräte/Verstärker oder externe Cochlea-Implantate verwendet. Es ist klar, dass die Verwendung von Verstärkung im Sport einen Vorteil gegenüber denjenigen bringt, die sie nicht verwenden. Daher ist sie beim Aufwärmen und im Wettkampf verboten. Jede Sportart hat ihre eigene Definition des <Sperrgebiets>.» (Quelle: Audiogram Regulations | ICSD)

Da die Hörhilfen während der Wettkämpfe nicht zur Verfügung stehen, müssen Menschen mit Hörbehinderungen alles visuell wahrnehmen. Hier einige Beispiele:

  • Bei offiziellen Wettkämpfen, wie z.B. Ski Alpin, gibt es normalerweise eine Zeittafel vor dem Starthaus, die anzeigt, wann der Start erfolgen muss. Steht diese Technik nicht zur Verfügung, muss im Vorfeld klar kommuniziert werden, wie Athletinnen und Athleten mit Hörbehinderungen informiert werden können. So kann durch ein leichtes Klopfen auf die Schulter signalisiert werden, dass der Start in Kürze erfolgt. Während des Starts sollte jedoch nicht kräftig auf die Schulter geklopft oder gestossen werden, da dies die Konzentration der Sportlerinnen und Sportler beeinträchtigen kann.
  • Beim Schwimmen und in der Leichtathletik (z.B. bei 100m oder 200m) gibt es beim Start am Boden ein Lichtsignal, das wie eine Ampel funktioniert. Sie gibt den Start frei.
  • Bei Teamsportarten wie Fussball oder Handball tragen die Schiedsrichter neben der Trillerpfeife eine Fahne. Durch Schwingen der Fahne können sie das Spiel unterbrechen.