Verstehen
Menschen mit Hörbehinderungen haben spezifische Bedürfnisse, die berücksichtigt werden müssen, um eine inklusive Umgebung zu schaffen. Dazu gehört zunächst ein grundlegendes Verständnis für die verschiedenen Arten von Hörverlusten und deren Auswirkungen auf die Kommunikation und das Lernen.
Was ist Hörverlust?
Leiter- oder Lehrpersonen in der Schule sollten grundlegende Kenntnisse über verschiedene Arten von Hörverlusten (siehe Box), deren Ursachen und Auswirkungen erlangen. Dadurch können sie besser verstehen, wie Hörverluste die Kommunikation und die Teilnahme am Sport beeinflussen können. Ein Beispiel hierfür ist eine Person, die von Geburt an normal hört und zu einer Spätertaubung aufgrund eines Hörsturzes oder einer anderen Ursache kommt.
Diese Konstellation ist jedoch nicht mit Menschen vergleichbar, die von Geburt an taub sind und deren Erstsprache die Gebärdensprache ist. Hörbehinderte Personen mit Erstsprache Gebärdensprache haben es mit dem Lippenlesen einfacher als spätertaubte Personen, weil sie von klein an auf das Lippenlesen angewiesen sind, während die Spätertaubten noch hörten.
Personen, die im späteren Lebensalter ertauben, weisen in der Regel bereits im Kindesalter eine gute lautsprachliche Entwicklung auf. Im Gegensatz dazu ist bei von Geburt an hörbehinderten Menschen eine logopädische Therapie im frühen Kindesalter empfehlenswert, um die Aussprache der Laute und Silben zu erlernen.
Es gibt hörbehinderte Menschen, die nur sprechen können, während eine Gruppe sowohl sprechen als auch Gebärdensprache beherrscht. Eine weitere Gruppe verwendet ausschliesslich Gebärdensprache. Des Weiteren lassen sich Unterschiede hinsichtlich der Fähigkeit zum Lippenlesen feststellen, welche jedoch nicht auf den Bildungsgrad zurückzuführen sind, sondern auf die jeweilige sprachliche Ausdrucksfähigkeit.
Die Hilfsmittel, welche in Form von Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten (siehe Box S. xx) zur Verfügung stehen, dienen lediglich der Unterstützung bei der Wahrnehmung von Geräuschen. Ihre Funktion beschränkt sich auf die Verbesserung der Hörleistung, nicht jedoch auf die sprachliche Verarbeitung und die Orientierung in Geräuschkulissen.
Gehörlos, taub, schwerhörig
Es gibt verschiedene Arten von Hörverlust. Ein Hörverlust von etwa 50 Dezibel (dB) wird als Schwerhörigkeit verstanden. Ein Hörverlust zwischen 20 und 40 dB wird als leichte Schwerhörigkeit bezeichnet. Hochgradige Schwerhörigkeit liegt zwischen 60 und 80 dB vor. Ein Hörverlust von über 90 dB gilt als Resthörigkeit, während ein Hörverlust von über 120 dB als Gehörlosigkeit bzw. Taubheit bezeichnet wird.
Zur Veranschaulichung: Das Ticken einer Armbanduhr ist etwa 20 Dezibel und ein normales Gespräch ist 55 Dezibel laut. Normaler Verkehrslärm beträgt etwa 75 Dezibel während das Dezibel-Level einer Autohupe bei zirka 105 dB liegt.
Hörgerät oder Cochlea-Implantat?
Ein Cochlea-Implantat (CI) stimuliert das Innenohr. Es kann Menschen mit einem schweren bis hochgradigen Hörverlust bis hin zur Taubheit helfen, besser oder überhaupt wieder zu hören. Der Audioprozessor für ein Cochlea-Implantat wird am Ohr oder frei vom Ohr getragen, je nachdem, welches Prozessormodell die Patienten auswählen. Dieser externe Prozessor kommuniziert direkt mit dem eingesetzten Implantat. Während Hörgeräte von einem Hörakustiker individuell ausgewählt und eingestellt werden, werden Cochlea-Implantate im Rahmen eines einfachen chirurgischen Eingriffs direkt unter der Haut eingesetzt.
Hörgeräte verstärken Töne und Geräusche. Sie eignen sich deshalb für Menschen mit leichtem bis hochgradigem Hörverlust. Das Hörgerät wird dabei am Ohr oder im Gehörsgang getragen. Die verstärkten Geräusche werden durch Haarsinneszellen aufgenommen und weitergeleitet.
- Bildquelle: Hörgeräte-Modelle | Alle Hörgeräte-Arten auf einen Blick | KIND