Auf dem Fahrrad über den Gotthard ins Tessin nach Tenero
Ende Juni 2019 fuhr bereits zum dritten Mal eine 6. Primarschulklasse aus Kriegstetten als Abschluss auf dem Fahrrad über den Gotthard. Die Schülerinnen und Schüler konnten Schweizer Geographie am eigenen Leib erfahren».
Car und Begleittross fuhren uns nach Hospental, wo wir nach einem kleinen Imbiss die Velos sattelten und auf einer Höhe von 1490 Meter über Meer den Aufstieg in Angriff nahmen. Jeweils rund 5 Kinder waren mit einer Begleitperson unterwegs und alle paar Kilometer organisierte die Küchencrew einen Verpflegungsstand am Strassenrand. Die Kinder mussten kein unnötiges Material mitschleppen und für optimale Energiezufuhr war also ebenfalls gesorgt.
Geschichte und Geographie
Rund 9 Fahrkilometer und etwas mehr als 600 Höhenmeter später kamen wir auf dem 2106 Meter hoch gelegenen Gotthardpass an und konnten unsere Herberge beziehen. Nach der nötigen Dusche machten wir uns schon bald auf den Weg zur Alpenfestung Sasso San Gottardo, welche uns sehr eindrücklich in die Zeit der Weltkriege zurückversetzte. Kilometerlange Gänge wurden für die mögliche Verteidigung unseres Landes in den Berg gehauen und aus verschiedenen Geschützen hätte man mehrere Verbindungstäler nach Italien unter Kontrolle halten können.
Das Abendessen in Form von feinen Spaghettis nahmen wir vor Ort im Restaurant ein und am Morgen gab es ein reichhaltiges Frühstück als Vorbereitung auf die zweite, streckenmässig viel längere Etappe nach Tenero. Über die wunderschöne Tremola fuhren wir als Erstes nach Airolo, wo wir nach zirka 16 Kilometern Fahrt einen ersten Halt einlegten. Das Tagessoll umfasste rund 90 Kilometer Wegstrecke und glücklich und zufrieden landeten wir 2000 Höhenmeter tiefer im wunderschönen Centro Sportivo in Tenero, wo wir unsere Zelte beziehen konnten.
Die reine Fahrzeit betrug an diesem zweiten Lagertag rund 4.5 Stunden, wobei natürlich viele Zwischenstopps dazu führten, dass man nach erst zirka 8 Stunden bei fast 35 Grad beim Zielort am Lago Maggiore ankam. Hier stellten wir unsere Zelte auf und wurden in der Mensa jeweils sehr fein verköstigt.
Polysportives und Wandergeschiche
In Tenero selber nutzten wir die vielen polysportiven Möglichkeiten in vollen Zügen. Man genoss das Pfeilbogenschiessen genauso wie das Klettern an der wunderschönen Wand oder das Kajakfahren auf dem See. Das Baden im Lago Maggiore war jeweils eine willkommene Abwechslung, wenn man nach schweisstreibendem Sport eine Abkühlung brauchte.
Unsere Tageswanderung führte uns ins wunderschöne Verzascatal und ins nicht weniger tolle Dörfchen Sonogno. Hier spielt die Geschichte der «Schwarzen Brüder». Anschliessend wanderten wir über rund 14 Kilometer hinunter bis zur sensationellen Steinbogenbrücke bei Lavertezzo. Bei sehr kalten Temperaturen konnte man in kristallklarem Wasser tauchen und sich nach der Wanderung abkühlen.
Abenteuer ermöglichen
Persönlich möchte ich Schulen und Lehrpersonen dazu ermutigen, die Leistungsfähigkeit der Kinder auch einmal auf die Probe zu stellen und das unerwartete zu wagen. Ob gemeinsames Teambuilding beim Erkunden eines Höhlensystems oder eine grosse sportliche Herausforderung zu Fuss oder auf fahrbarem Untersatz: Nichts bleibt nachhaltiger in der Erinnerung der Kinder haften als die gemeinsam gemachten Erfahrungen ausserhalb des Schulzimmers.
Alles hängt von der Bereitschaft der Schule und der Lehrpersonen ab, solche Abenteuer zu unterstützen und zu ermöglichen. Wenn man dann auch noch auf alle Eventualitäten vorbereitet ist, kann einem erfolgreichen Unterfangen nichts mehr im Wege stehen.
Pascal Bussmann, Lehrperson Primarschule Kriegsstetten (BE)