Umgang mit Gewalt – Schulsport

Schüler-Lehrer-Konflikt

In dieser Situation werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich die Lehrperson bei einem Konflikt mit einem Schüler verhalten kann.
Gestellte Szene: Ein Schüler flucht gegen eine Lehrperson.

Der Lehrperson fällt ein Schüler auf, der beim Unihockey versteckt Stockschläge austeilt und aggressiv hart in die Zweikämpfe geht. Sie werde sein Verhalten nicht mehr dulden, ermahnt sie ihn. Unmittelbar danach begeht der Junge ein übles Foul und erhält eine Minutenstrafe. Er beschimpft murmelnd die Lehrperson.

Bei einigen Schülern beobachtet die Lehrperson ein hämisches Grinsen. Den betroffenen Schüler fragt sie: «Was hast du vorhin halblaut gesagt?» Es herrscht Ruhe in der Halle. Der Schüler: «Ich habe überhaupt nichts gesagt!» Die Lehrperson dreht sich ab und gibt ein Signal, um das Spiel fortzusetzen.

Aus seinem Augenwinkel sieht sie ungenau, wie der Schüler den Stinkfinger nachstreckt. Die Lehrperson ist genervt, läuft auf den Schüler zu, packt ihn grob mit beiden Händen am Leibchen und stellt ihn mit folgenden Worten vor die Türe: «Wenn du jetzt noch ein einziges Wort sagst, dann haue ich dir eine in die Fresse. Warte draussen, bis die Lektion zu Ende ist, dann sehen wir weiter!» Anschliessend läuft das Spiel fair und intensiv weiter.

Beim Verlassen der Turnhalle kommt der betroffene Schüler direkt auf die Lehrperson zu, entschuldigt sich für sein Verhalten und streckt ihm seine Hand entgegen. Diese entschuldigt sich seinerseits für seine aggressive Reaktion.

Bald kommen weitere Schüler dazu, und es entwickelt sich ein Gespräch, wo die Situation nochmals besprochen wird. Alle Schüler zeigen Verständnis für das Verhalten der Lehrperson, und ein Wortführer meint: «Sven ist wirklich zu weit gegangen und hat Sie echt provoziert.» Am Ende des Gesprächs vermerkt ein anderer Schüler noch: «Wissen Sie, heute ist sowieso ein Scheisstag, einige von uns haben bei der Lehrstellensuche arge Rückschläge in Form von Stellenablehnungen erhalten.»

Fragen

  • Wie reagieren auf absichtliche Regelverletzungen, die in die Kategorie «frech und respektlos» gehören und zudem der Lehrperson gelten?
  • Wie Fairplay-Regeln vermitteln?
  • Wie und was kann aus dem Vorfall gelernt werden?

Interventionen

Die Lehrperson sollte auf Provokationen, die persönlich gelten, möglichst nicht einsteigen und versuchen, kontrolliert zu reagieren:

  • Entweder durch Überhören, Übersehen, Ignorieren. Indem er Gelassenheit zeigt, vermeidet er Gegengewalt und schafft Raum, um die Auseinandersetzung später in Form des Gesprächs weiterzuführen.
  • Auf die «cool-down-Strategie» setzen, den Unterricht unterbrechen und etwas Zeit verstreichen lassen, die Gruppe absitzen lassen und auffordern, tief durchzuatmen. Die anschliessende Diskussion mit den Schülern ist auf die Einhaltung von Fairplay und Respekt ausgerichtet. Die Auseinandersetzung mit Sven soll erst nach der Lektion stattfinden.
  • Anstatt das Verhalten eines Einzelnen zu kritisieren, können allgemein geltende Fairplay-Grundsätze nochmals erklärt werden. Die Erklärung richtet sich an alle Spieler und stellt nicht einen Einzelnen bloss. Verbindliche Fairplay- und Versöhnungsrituale wie Shakehandregeln können eingeführt werden. Im Verstossfall nehmen die Schüler für ein bis zwei Minuten auf der Langbank Platz, um Distanz zum Geschehen zu schaffen und Zeit zur Beruhigung zu gewinnen.

Bemerkungen: Die Betroffenheit der Lehrperson zeigt, dass auch sie nur ein Mensch ist: Was für den «gewöhnlichen» Schulalltag als selbstverständlich gilt, wird in der Hitze des Gefechts manchmal zur besonderen Herausforderung. Die Gelegenheit zu lernen, wird in diesem Fall jedoch von beiden Seiten wahrgenommen. Wenn dies nicht gelingt, ist eine Nachbereitung des Vorfalles Pflicht, zum Beispiel unter Einbezug der Klassenlehrperson.