Rassistische Beschimpfung
Eine rassistische Beschimpfung unter Primarschülern liegt diesem Fallbeispiel zu Grunde. Dabei stellen sich Fragen nach Lebensprinzipien und Erziehung. Der Lehrperson werden Ratschläge erteilt, wie sie mit der Thematik Rassismus sorgfältig umgehen kann.
Während des Unterrichts beginnt ein dunkelhäutiges Mädchen (7-jährig) plötzlich zu weinen. Ein 8-jähriger Knabe habe es als «stinkende Negersau» beschimpft, antwortet sie auf die Nachfrage des Trainers. Zur Rede gestellt, meint der Knabe, Gott habe die Menschen weiss geschaffen, die schlechten seien schwarz geworden.»
Fragen
- Welche unmittelbare Reaktion drängt sich in diesem Fall auf? Was kann der Trainer tun, um das beschimpfte Kind zu schützen?
- Von welchen Prinzipien lässt sich der Trainer leiten, um rassistischen Bemerkungen entgegenzuhalten?
- Welche Konsequenzen hat die Äusserung für den «Täter»?
- Welche (längerfristigen) Wirkungen hat die Intervention?
- Müssten eventuell auch noch Schule und Elternhaus involviert werden?
- Gibt es Alternativen zum Vorgehen des Leiters?
Interventionen
- Der Trainer unterbricht den Unterricht und versammelt die Kinder im Halbkreis. Mit seinem dezidierten Eingreifen zeigt der Trainer, dass er das Mädchen schützt. Er erläutert dabei das im Kampfsport geltende Prinzip Ji Ta Kyo Ei (miteinander gedeihen).
- In der Diskussion mit den Kindern wird die wichtige Regel verstärkt, dass wir zu unseren Partnern Sorge tragen wollen, weil sonst niemand mehr mit uns trainieren will.
- Der Junge muss sich sagen lassen, dass das Mädchen eigentlich sauberer ist als er. Und Gott wolle nicht, dass die Menschen einander wehtun. Wenn er sich in Zukunft anständig benimmt, sollen ihm keine Nachteile daraus erwachsen.
- Eine direkte Nachverfolgung ist nicht vordringlich. Eventuell ergibt sich beim nächsten Elterntreffen die Gelegenheit, die Problematik zu thematisieren. Ebenso sollte bei Bedarf bei der Lehrerin beziehungsweise beim Lehrer des Knaben nachgefragt werden.
Auswirkung
Der Trainer schildert: «Üblicherweise frage ich die Kinder im nächsten Training, was sie letzte Woche gelernt hätten. Zu meiner Überraschung meldet sich der Junge und sagt: «dass Gott auch die Schwarzen liebt».
Bemerkungen: Dadurch, dass die Intervention unter Einbezug aller Kinder der Gruppe stattfindet, werden alle gleichzeitig darauf hingewiesen, dass es Regeln des Zusammenlebens gibt. Allerdings wird der Junge in diesem Fall ziemlich blossgestellt (für etwas, wofür er nicht einmal «hauptschuldig» ist – er kriegt ja diese Werte von zu Hause mit).
Man kann die beiden unmittelbar nach dem Vorfall zusammennehmen und dem Jungen klar machen, was es für ihn bedeuten würde, wenn er auf diese Weise angegriffen wird. Ausserdem sollte auf ein Shakehand oder eine andere Versöhnungs- und Entschuldigungsgeste hingearbeitet werden. Zu einem späteren Zeitpunkt empfiehlt es sich, mit der ganzen Gruppe die Zusammenarbeits- und Respekt-Regeln noch einmal zu definieren.