Besuch im Ausbildungszentrum Emmen
In Payerne,Tenero, Emmen und Huttwil werden die vielversprechendsten Schweizer Fussballtalente ausgebildet. Bei einem Besuch im SFV-Ausbildungszentrum in Emmen zeigte sich, wie eine umsichtige und effektive Nachwuchsförderung mit 14- bis 15-Jährigen aussieht.
12.00 Uhr: Zwölf Jugendliche sitzen am Mittagstisch im Zentrum Gersag in Emmenbrücke. Zwölf aus ursprünglich hundert, die in ein Ausbildungszentrum des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) wollten. Ruhig und gesittet sitzen sie da. Doch als dann endlich das Mittagessen geschöpft werden kann, werden sie plötzlich lebendig. Blitzschnell hat sich eine Kolonne vor den Schüsseln mit Fleisch, Nudeln und Gemüse gebildet. Fast ebenso schnell sind diese leer. Wenn der Erfolgshunger so gross ist wie ihr Appetit, braucht sich der Schweizer Fussball keine Sorgen zu machen.
Enormer Leistungssprung
«Der Menüplan ist auf Leistung abgestimmt», sagt Markus Kälin, Leiter des Ausbildungszentrums in Emmen und Torwarttrainer. Seit der Eröffnung vor einem halben Jahr hat er bei den meisten Jugendlichen einen «enormen Leistungssprung» festgestellt. In den zwei Jahren, die die Jugendlichen in Emmen verbringen, gelte es, die starken Fähigkeiten zu «verstärken» und an den Schwächen zu arbeiten. Neben Markus Kälin gehören der Trainer und Reallehrer Kurt Wiprächtiger und der Trainer und ehemalige Fussballprofi Heinz Moser zum engeren Stab der Verantwortlichen in Emmen. Unterstützt werden sie durch eine Lehrperson, die am Mittwochnachmittag den Stützunterricht organisiert, sowie von Begleitern, die beispielsweise während des Mittagessens zum Rechten schauen.
Schule und Fussball im Einklang
13.30 Uhr: Die Spieler drücken die Schulbank. Der Unterricht in «normalen» Schulklassen ist einer der wichtigen Eckpfeiler der Ausbildungszentren. Damit wird einerseits garantiert, dass die Fussballer einen Abschluss auf der Sekundarstufe I schaffen und anschliessend eine dem intensiven Trainingsbetrieb angepasste Lehre besuchen können. Andererseits sind sie so ins «normale» Leben integriert und treten in Kontakt mit Jugendlichen, deren Alltag nicht durch den Ball bestimmt wird. Die Schule und der Lehrkörper der Oberstufe Gersag hat nach anfänglicher Skepsis gute Erfahrungen mit den Fussballern gemacht. Franz Marfurt: «Die Jungs machen Freude. Sie ziehen den Unterricht voran.»
Herausforderung folgt später
Für den Technischen Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes, Hansruedi Hasler, ist die grösste Herausforderung für alle Beteiligten die Phase nach der obligatorischen Schulzeit. Einerseits muss eine Lehrstelle oder eine Schule der Sekundarstufe II gefunden werden, welche Strukturen für den Leistungssport bereithalten. Andererseits muss der Spieler wieder in den «normalen» Trainingsbetrieb eingegliedert werden, der oft am Abend stattfindet und wenig Zeit zur Erholung lässt.
Kein Profifussball ohne Schulausbildung
Das Ziel ist in der Broschüre des Ausbildungszentrums Emmen klar formuliert:«Kein Spieler soll ohne Schul- und Ausbildung in den professionellen Fussball entlassen werden.» Mit Reallehrer und Trainer Kurt Wiprächtiger wurde eine perfekte Lösung gefunden, um den Kontakt in die Schule Emmen herzustellen. Doch Schule und Lehre hin oder her: Das Ziel ist Fussballprofi. Dies verrät auch die längere Pause welche die verheissungsvollen Nachwuchsspieler einschalten, wenn sie nach ihren Lieblingsfächern befragt werden.
Intensives Training
16.30 Uhr: Trainer Heinz Moser versammelt die Talente auf dem Fussballplatz Gersag, der sich neben dem Schulhaus befindet. Es regnet und ist kühl, doch die Spieler werden schnell warm. Es gibt keine Übung und kein Spiel ohne Ball. Jedenfalls in diesem Training sollte der Wunsch von Markus Kälin nach 1000 Ballberührungen in Erfüllung gehen.
Die wichtigste Lektion
18.00 Uhr: Die Spieler beim Nachtessen im Zentrum Gersag. Danach gehen sie zu ihren Gastfamilien. Ein strukturierter Tag geht zu Ende. «Die Spieler haben um 19 Uhr mindestens einmal trainiert, die Schule besucht, unter Aufsicht ihre Hausaufgaben gemacht und zweimal gut und ausreichend gegessen.» So sieht es Hansruedi Hasler und weist auf ihre Mitspieler in den Heimclubs hin. Diese machen sich jetzt auf den oft langen Trainingsweg und sind dann, irgendwann gegen 22 Uhr, wieder zuhause. Müde, erschöpft und hungrig.