Fussball

Eltern-Kind-Beziehung im Sport

Um Kinder für Bewegung und Sport zu begeistern, braucht es positive Inputs aus dem sozialen Umfeld und eine angemessene Unterstützung der Eltern. Ein fiktiver Dialog mit Laura, einem Fussball spielenden Mädchen, soll die Beziehung zwischen Eltern und Kind genauer beleuchten.

Lebhaft, aktiv, verträumt. Laura ist ein Mädchen, wie viele andere in ihrem Alter. Ihre Leidenschaft gilt dem Fussball. Zusammen mit ihren Freunden begibt sie sich regelmässig auf den «Rüebliacker», wo sie ihrem Hobby stundenlang frönen. Im Buch «Laura und ihre Freunde» werden ihre Abenteuer kindgerecht beschrieben.

Fussball: Eltern-Kind-Beziehung
Kinder spielen Fussball, weil es ihnen Spass macht.

Fest steht, dass körperliche Betätigung für Kinder, unabhängig von ihrem Gesundheitszustand, eine physiologische Notwendigkeit und integraler Bestandteil ihres Entwicklungsprozesses ist. Sie fördert eine harmonische physische und psychische Entwicklung, erhöht Kraft und Geschicklichkeit und steigert Selbstbewusstsein, Wohlbefinden, Lernfähigkeit und Sozialisierung.

Um die Kinder für Bewegung zu begeistern, braucht es positive Inputs des sozialen Umfelds und die Unterstützung von Erwachsenen (Eltern, Lehrern, Trainern, Leitern usw.), die sich der Wichtigkeit der körperlichen Betätigung und der Rolle, die sie dabei spielen, bewusst sind.

Unbestrittene Wahrheiten, die den Erwachsenen immer wieder vor Augen geführt werden. Aber was bedeutet all dies für Laura?

Laura: «Alles, was ich will», antwortet das Mädchen, «ist mit meinen Freunden auf unserem Rüebliacker zu spielen und herumzutanzen, wenn jemand die Lücke zwischen den beiden Bäumen, die wir als Tor nutzen, trifft. Ich liebe es, über das ganze Feld zu rennen und vor Freude zu kreischen!»

Pures Vergnügen

Fussball: Eltern-Kind-Beziehung
Die richtige Unterstützung durch Erwachsene ist für sportliche Kinder unabdingbar.

Einfache Worte, die etwas noch Einfacheres beschreiben, das von uns Erwachsenen aber tendenziell unterbewertet wird: das pure Vergnügen. Vor allem bevor die Kinder das Teenageralter erreichen, sind ihre Bedürfnisse häufig noch unklar, da sie von Erwachsenenregeln, die auf Erwachsenenerfahrungen basieren, verfälscht werden. Alle Sportarten haben etwas, was den Kindern gefällt, und die Kinder versuchen systematisch, diese Faktoren den nahe stehenden Personen mitzuteilen. Wenn diese Personen auf ihre Bedürfnisse und Wünsche eingehen, werden die Trainings nicht zu einem Muss, sondern machen den Kindern Spass.

Psychologinn und Psychologen bestätigen, dass zwischen den Eltern und ihren Kindern eine Art Transfer stattfindet. Eltern geben unbewusst Frustrationen und Unzufriedenheiten, die sie im Verlaufe ihres Lebens gesammelt haben, an ihre Kinder weiter. Wer in der Schule nicht gerade die oder der Beste war, verlangt vom Nachwuchs in diesem Bereich die besten Resultate. Somit ist der Erfolg junger Athletinnen und Athleten für die Eltern ein idealer Projektionspunkt. Eine Art Statussymbol, das es zu erreichen gilt.

Durch die Kinder erleben wir Erwachsenen eine Erweiterung unserer Persönlichkeit, indem unsere Ideale und Bestrebungen durch ihre Erfolge realisiert werden. All dies ist sicherlich gut gemeint, denn Eltern wollen ja stets nur das Beste für ihre Kinder und wollen möglichst die Fehler vermeiden, die sie selbst begangen haben.

Den Bezug zur Realität bewahren

Aber es gilt auch, den Bezug zur Realität nicht zu verlieren. Wir sind keine Ronaldinhos oder Kakàs Laura: «Mein Papa und meine Mama machen mir nach jedem Match Komplimente. Auch wenn mein Team verloren hat. Sie sagen mir, dass es wichtig ist, mitzumachen und dass das Schlussresultat nicht zählt. Und ich denke, sie haben Recht, denn wir sind ja nicht richtige Fussballspieler wie Ronaldinho oder Kakà.»

Verschiedene Studien zeigen auf, dass die Eltern-Kind-Beziehung von talentierten Kindern besonders fest ist und die Familienmitglieder untereinander eher enge Beziehungen haben. Man nimmt an, dass in diesen Beziehungen eine Art Fokussierung auf das Kind (child-centeredness) stattfindet. Das bedeutet, dass die Eltern Werten wie Maximierung, Erfolg, Sieg, Produktivität, Exzellenz und Ausdauer eine grössere Bedeutung beimessen. Sie übernehmen eine Trainer/-innen-Rolle und mischen sich in das Leben der Kinder ein. Dies führt zu einem massiven Eingriff in die Unabhängigkeit und die Individualität des Kindes und hat zur Folge, dass nicht mehr das Kind, sondern die Erwartungen der Eltern seinen Lebensstil bestimmen.

Die «dem Sport zuträglichen» Eltern

Laura: «Mein Lehrer hat gesagt, dass ich, seit ich mit der Trainerin Fussball spiele, in der Schule ‹disziplinierter› bin. Ich habe meine Mutter gefragt, was dieses Wort bedeutet. Sie hat mir erklärt, dass es bedeutet, sich besser zu benehmen und zuzuhören, wenn die anderen sprechen. Und sie hat auch gesagt, dass es stimmt, denn zu Hause sei ich auch braver…».

Kinder, die regelmässig einer geleiteten Sportart nachgehen, können aus dieser Erfahrung sehr nützliche Lehren für das soziale Leben ziehen, unter der Voraussetzung, dass die Eltern während dieses sportlichen Lernprozesses den für sie vorgesehenen Platz einnehmen. Anders gesagt, muss die Familie auf ausgeglichene Weise in die «sportliche Karriere» des Kindes einbezogen werden.

In den Publikationen der Sportpsychologie werden die «dem Sport zuträglichen Eltern» so beschrieben:

  • Sie sind präsent und wollen die Qualitäten, Grenzen, Absichten, Wünsche, Bedürfnisse, Fehler und die Erfolge der eigene Kinder kennen und verstehen lernen;
  • Sie motivieren die Kinder trotz ihrer Fehler und Grenzen;
  • Sie respektieren die Regeln, die Gegner, die Leiter und die Schiedsrichterentscheidungen;
  • Sie üben konstruktive Kritik und verwenden dazu klare Worte;
  • Sie ermutigen die Kinder, ihre Möglichkeiten voll und ganz auszuschöpfen;
  • Sie respektieren die Rolle der Trainer und Leiter, arbeiten mit ihnen zusammen und vermeiden es, in Anwesenheit des Kindes Beschwerden auszusprechen oder Kritik zu üben;
  • Wenn sie es für angebracht halten, bitten sie die Trainer um Erklärungen damit Gerüchte vermieden werden, welche sich schädlich aufs Klima auswirken und zu Spannungen unter den Athleten führen können.